Gesundheitscheck Pferd

Gesundheitscheck Pferd

Was ist eigentlich “normal” bei meinem Pferd?

Was tust du, wenn du dein Pferd/Pony besuchst?

Bin du sofort dabei, zu putzen, zu satteln, zu reiten usw., oder verbringt ihr erst ein paar ruhige Minuten miteinander?

Wir finden es schön, einfach für einige Momente nur “da” zu sein und den Tag bewußt hinter sich zu lassen. So kann man nämlich sein Pferd/Pony auch sehr gut kennenlernen und unter Umständen schneller erkennen, wenn mal etwas nicht stimmt.

Ich kenne meinen “Flynn” ziemlich gut, was ihm wohl vor einigen Jahren das Leben gerettet hat.

 

An diesem Tag war eigentlich alles normal, die Begrüßung, das Kuscheln und Reiten, die Verabschiedung, …und doch war da etwas anders!

Die Art, wie Flynn den Kopf trug und sein Heu beschnupperte, die kleinen Falten an seinen Nüstern und sein Blick in seinen Augen, der irgendwie etwas leer erschien.

Mir war sofort klar, dass etwas nicht in Ordnung war.

Die Tierheilpraktikerin in mir war sofort dabei, Flynn’s Vitalzeichen zu überprüfen und kam zu dem Schluß, dass es sich hier um eine Kolik handelte.

Unser Tierarzt kam und einige Stunden später war Flynn auf dem Weg in die Klinik, wo das OP-Team schon auf ihne wartete.

Glück gehabt!?

JEDER kann das lernen und ein Gespür für das Wohlbefinden seines Pferdes/Ponys bekommen. Dazu brauch man weder Tierheilpraktikerin noch Tierazrt zu sein.

Allerdings muss man dann noch lernen, wann der Zeitpunkt gekommen ist, einen Tierarzt zu rufen. Selbst als Tierheilpraktikerin würde ich mir nie anmaßen, akute Erkrankungszustände oder Verletzungen, die das Leben eines Tieres gefährden könnten, ganz ohne Rücksprache zu behandeln.

Hier brauche auch ich einen Tierarzt!

Dennoch gibt es ganz einfache Dinge, dieman als “normaler” Mensch selbst prüfen kann, um seinem Pferd (und unter Umständen dem eigenen Bankkonto) helfen zu können. Und so geht’s…

Körperhaltung, Verhalten & Ausdruck

Wer sich die Mühe macht, einfach  immer mal wieder 5 Minuten ohne Worte, Streicheln oder Putzen Zeit mit seinem Pferd/Pony zu verbringen, der wird viel über sein Pferd/Pony lernen – normale Körperhaltung vor und nach der Arbeit, Ausdruck in den Augen, Haltung der Ohren & Ohrenspiel, Anspannung, Entspannung, Schläfrigkeit, Hunger usw.

So wirst du eher Veränderungen bemerken, die auf ein Gesundheitsproblem hindeuten könnten.

Da Pferde nicht reden können, ist es unser Job, ihre Zeichen von Unwohlsein zu erkennen und für Abhilfe zu sorgen.

Tierarztbesuche werden leider immer teurer und daher sollte man bei “unnormalem” Verhalten einige Dinge checken, die nichts oder nur wenig kosten.

Ausserdem kann man dann dem Tierarzt vorab auch schonmal einige wichtige Infos geben.

 

Temperatur

Die normale Körpertemperatur liegt beim Pferd zwischen 37 und 38,2°C (bei Jungtieren kann Sie auch etwas höher liegen). Fieber wird immer im After gemessen.

Beim Fieber messen bitte immer ein paar Sicherheits- & Grundregeln beachten:

  • Nie direkt hinter dem Pferd stehen, falls das Pferd austritt
  • Immer seitlich an der Hinterhand stehen
  • Hilfsperson das Pferd/Pony festhalten lassen
  •  Thermometer vor dem Messen mit Vaseline einschmieren
  • Mit der einen Hand die Schweifrübe etwas zu Seite gedrückt halten und mit der anderen Hand das Thermometer (Spezalthermometer oder mit Schnur gesichert) Fieber messen
  • Thermometer mindestens 2 Minuten oder bis zum Signalton im After leicht gegen die Darmwand  drücken
  • Wenn das Pferd zu stark reagiert – VERSUCH ABBRECHEN!

Puls

Der Puls kann an verschiedenen Stellen festgestellt werden, wobei er am einfachsten an der Innenseite der Ganasche zu finden ist (wer sich nicht sicher ist, was damit gemeint ist – die Ganasche ist der halbrunde Bereich am Unterkiefer).

Nimm Zeige- & Mittelfinger und fühle die Innenseite der Ganasche nach einer Spaghetti-ähnlichen Wölbung und zähle die Pulsschläge genau 1 Minute lang. Falls das Pferd nicht stillhalten möchte, versuch es mit 15 Sekunden und nimm die Zahl mal vier.

Wer möchte, kann den Puls auch an der Unterseite der Schweifrübe oder am Fesselkopf fühlen – ich finde es persönlich am einfachsten am Kopf.

Der normale Ruhepuls liegt bei ausgewachsenen Pferden/Ponys 28 bis 40 Pulsschlägen pro Minute.

Atmung

Halte einfach die Hand vor eine der Nüstern und zähle, wie oft das Pferd/Pony innerhalb einer Minute atmet.
Die normale Atemfrquenz sollte hier bei 5-16 pro Minute liegen.

Zahnfleisch

Die Farbe des Zahnfleisches kann manchmal sehr hilfreich sein, wenn es um erste Gesundheitsinformationen geht.

Das Zahnfleisch sollte sich rosafarben und glänzend zeigen. Ist es jedoch sehr blass oder gar weisslich, kann das ein Hinweis auf Blutverlust nach einem Unfall oder Blutmangel sein. Eine gelbliche Verfärbung kann auf Leberprobleme hindeuten und bläuliches Zahnfleisch könnte ein Zeichen von Schock sein.

Kapillarrückfüllzeit

Wir bleiben noch beim Zahnfleisch, da du dir so auch einen ersten Eindruck vom Kreislaufzustand deines Pferdes/Ponys machen kannst.

Drück einfach mir dem Daumen für etwa 2 Sekunden auf das Zahnfleisch, das dadurch für einige Momente blass werden wird.

Es sollte dann jedoch auch nicht länger als 2 Sekunden dauern, bis es wieder rosig wird.

Kneiftest

Die Haut ist ein weiterer Indikator, der dir schnell Information darüber gibt, ob es deinem Pferd gut geht.

Nimm die Haut am Pferdehals zwischen Daumen und Zeigefinger und drücke Sie  als eine Art Hautfalte für einige Momente zusammen.

Wenn du dann wieder losläßt, sollte die Haut sofort wieder flach anliegen. Bei dehydrierten (Wasserverlust) Pferden/Ponys bleibt die Haultfalte einige Sekunden “stehen”.

In diesem Fall bitte SOFORT den Tierarzt anrufen, da ein solcher Zustand – speziell in Verbindung mit anderen Symptomen – schnell lebensgefährlich werden kann.

Verdauungsgeräusche

Die Verdauung arbeitet bei Pferden/Ponys ohne Unterbrechung. Daher solltest du mit “Ohranlegen” auf der linken Seite leise, kontinuierliche und auf der rechtes Seite glucksende Geräusche hören.

Beosnders laute Geräusche können auf zu viel Gas im Bauch hindeuten und fehlende Geräusche könnten ein Zeichen verminderter Darmaktivität sein – beide Extreme (zusammen mit anderen Symptomen) können auf eine Kolik hindeuten.

Mit einem Stethoskop ist das Hören natürlich leichter, es geht aber auch ohne recht gut.

Pferdeäpfel

Pferdeäpfel – wer “liebt” sie nicht!

Sie helfen dir jedoch auch dabei, die Gesundheit, deines Pferdes einzuschätzen.

Ein Pferd äppelt bis zu zwölf mal am Tag (manche auch noch öfter). So kann man beim täglichen Ausmisten immer recht gut feststellen, ob sich der Darm leert.

Die Konsistenz und Zusammensetzung sind auch wichtig und manchmal sehr aufschlußreich, z. B. bei Wurmbefall, Blut & Schleim oder Durchfall.

Die Notfallapotheke

Wir alle sollten als Pferdebesitzer immer eine “Notfallapotheke” haben. Verlaßt euch nicht auf andere wie den Stallbesitzer oder die Stallnachbarn, die ja sonst auch immer gerne alle mit euch teilen! Hier gehören folgende Dinge rein:

  • Ein digitales Thermometer – hier gibt es reichlich auf dem Markt und man muss nicht gleich ein dreifach so teures, “Pferdethermometer kaufen. Wichtig ist jedoch – und das ist KEIN Witz – dass das Thermometer mit einer Sicherheitsschnur versehen ist. Warum? Der Schließmuskel ist beim Pferd enorm kräftig und das Thermometer verschwindet unter Umständen im Pferd, wenn man nicht gut festhält.
    Natürlich gibt es aus diesem Grund auch speziell geformte Thermometer für Pferde und wer nun Bedenken hat, sollte ein paar Euro mehr investieren.
  • Vaseline – Immer reichlich benutzen beim Fiebermessen!
  • Eine gute Schere – Wieso denn noch eine Schere, ich habe doch eine in der Putzbox? Beim Arzt will man ja selbst auch mit halbwegs sauberen Intrumenten versorgt werden. Achte hier darauf, eine Schere mit abgerundeten Spitzen zu kaufen. Gute Scheren werden übrigens auch mit einer Hülle geliefert, die man nicht wegwerfen sollte. So bleibt die Schere immer halbwegs sauber.
  • Sterile Wundabdeckungen, Mullbunden und selbsthaftende Verbände sollte man immer (aus Sauberkeitsgründen natürlich individuell verpackt) im Notfallkasten haben.
  • Desinfektionsmittel – Achte darauf, dir ein Desinfektionsmittel zuzulegen, das nicht zu sehr brennt. Zusätzliches Verdünnen ist meist ratsam. Pferdetritte sind echt schmerzhaft und können natürlich obendrein gefährlich sein, wenn man sich gerade herunterbeugt, um eine Wunde zu desinfizieren.
  • Sterile Kochsalzlösung – Gibt’s fertig abgepackt und ist gut zu haben, wenn man eine Wunde erst einmal ausspülen und Wunde abdecken möchte. Bei tieferen Wunden übrigens bitte IMMER den Tierarzt anrufen!
  • Zinksalbe – Nicht für wunde Babypopos, sodern auch zur Wundheilung und -pflege bei Pferdn geeignet.
  • Zeckenzange – Hier braucht man nicht viel zu erklären – ein supereinfaches Tool, um lästige Blutsauger loszuwerden!
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